Du willst deinen Blog mit einem Interview aufpeppen? Mal eine andere Form wählen als eigene Beiträge oder Gastbeiträge in Lauftext-Form, also als durchgängigen Text? Eine gute Idee! Interviews werden immer gerne gelesen – denn der Leser erfährt quasi im Originalton, was der Interviewte zu sagen hat. Das kannst du dir auch für deinen Blog zunutze machen.
Ich freue mich, dir heute als Gastautorin Ulrike Bremm vorstellen zu dürfen. Als Journalistin, die viele Gespräche mit Prominenten führt, kennt sie die Strukturen guter Interviews. Denn schließlich muss sie ihren Gesprächspartnern so manche Information entlocken. Darum dachte ich mir, wer kann dir bessere Tipps zum Thema „Interview“ geben als Ulrike? Ich hoffe, ich habe nicht zu viel versprochen und dir gefällt der Artikel ebenso wie mir. Liebe Ulrike, vielen Dank für deinen Beitrag!
Das Problem: Die meisten Blogger sind keine Journalisten und haben nie gelernt, wie man Interviews macht. Keine Angst: Ich nehme dich an die Hand und zeige dir, wie´s geht – denn (mit Prominenten) Interviews zu führen, ist seit 20 Jahren mein tägliches Geschäft.
Hier meine 6 Tipps für ein gelungenes Blog-Interview:
Tipp 1: Wähle ein interessantes Thema für dein Interview aus
Welches Thema würde deinen Blog sinnvoll ergänzen? WAS würde deine Leser interessieren? Und was kannst du selbst nicht so gut abdecken? Stelle dir diese Fragen, um das richtige Thema zu finden. Schließlich willst du ja nicht an deinen Lesern „vorbeischreiben“ …
Tipp 2: Die Wahl des richtigen Interviewpartners ist entscheidend!
Vorab: Überlege dir gut, WEN du zum Interview bitten willst.
Wichtig: Der Gesprächspartner sollte ein anerkannter Experte auf seinem Gebiet sein.
Damit tust du dir und deinem Blog in mehrfacher Hinsicht einen Gefallen:
- Durch die Frage-Antwort-Struktur des Interviews bietest du dem Leser eine interessante Abwechslung.
- Wenn du einen Blogpost zu einem Thema veröffentlichen willst, in dem du (noch) kein Experte bist, sind Interviews die beste Möglichkeit, deinen Lesern wertvollen Content zu liefern.
- Du bietest deinen Lesern einen Mehrwert, was sowohl diese, als auch Google honorieren werden.
- Du erhöhst indirekt deine eigene Reputation.
- Und ziehst – last but not least – die (vermutlich zahlreichen) Follower des Experten auf deinen Blog.
Gründe genug, dir lieber einen Gedanken mehr als einen zu wenig bei der Wahl des geeigneten Interviewpartners zu machen!
Wie findest du den richtigen Interviewpartner?
Nutze soziale Netzwerke wie XING, um den passenden Ansprechpartner zu finden. Oder schau nach einem Blog zu dem entsprechenden Thema. Ganz simpel: Gib bei Google als Suchbegriff das gewünschte Thema und das Wort „Experte“ ein.
Tipp 3: Bereite das Interview gründlich vor!
Merke: Von der Qualität deiner Fragen hängt die Qualität deines Interviews ab. Je besser die Fragen, die du dir ausdenkst, desto besser das Ergebnis!
Informiere dich über deinen Interviewpartner
Plane genug Zeit ein, um das Gespräch gründlich vorzubereiten! Lies dich im Internet über den Experten ein. Guck dir seine Website und/oder seinen Blog an sowie seine Auftritte in den sozialen Medien. Schau dir Videos über ihn oder mit ihm an. Und, nicht zu vergessen: Eigne dir ein Grundwissen über sein Thema an, damit du eine Basis hast, kluge Fragen zu stellen.
Entwickle die richtigen Fragen für dein Interview
Als nächstes musst du dir überlegen, was die Botschaft deines Blogposts sein soll. Was willst du deinen Lesern sagen? Welchen Mehrwert kannst du ihnen mit dem Interview bieten?
Denn davon hängt ab, welche Fragen wichtig sind. Und die arbeitest du im Vorfeld akribisch aus – zumal, wenn du keine oder wenig Erfahrung damit hast, ein Interview zu führen. Denn nur dann kannst du sicher sein, die relevanten Fragen im Laufe des Gesprächs auch wirklich zu stellen. Nicht, dass du vor lauter Aufregung das Wichtigste vergisst …
Was aber sind die relevanten Fragen? Um das herauszufinden, versetzt du dich in die Lage deiner Leser. Was würden SIE wissen wollen? Denn schließlich führst du dieses Interview ja für sie. Wenn es auch dir selbst einen neue Erkenntnisse bringt – umso besser. Aber die Leser sind deine „Kunden“ und damit die Könige.
Tipp 4: Führe das Interview am besten face to face
So mancher Interviewpartner kommt auf die Idee, sich die Fragen schicken zu lassen, um diese „irgendwann zwischendurch“ (Wenn er beim Arzt im Wartezimmer sitzt? Im Stau steckt? Beim Friseur die Haare geföhnt bekommt?) schriftlich zu beantworten. Und auch der Interviewer könnte denken, dass das eine zeitsparende Vorgehensweise ist. Denn natürlich hast du nicht unbedingt immer Zeit und Lust, durch die halbe Republik zu reisen, um von Angesicht zu Angesicht mit dem Interviewpartner zu reden. Aber ich will dich dafür sensibilisieren, warum ein schriftliches Interview die schlechteste aller Möglichkeiten ist – und dir aufzeigen, welche goldenen Mittelwege es gibt zwischen einem persönlichen Treffen und einem schriftlichen Interview.
Warum ein schriftliches Interview keine gute Idee ist
Im Grunde genommen sollte dein Gegenüber genauso ein großes Interesse an einem guten Ergebnis haben wie du: Denn für den Interviewten ist das ja auch eine Chance, sich und seine Arbeit zu präsentieren. Aber je größer der Name, desto mehr könnte er das Gefühl haben, dir einen Gefallen zu tun. Und husch, husch und oberflächlich antworten oder nicht präzise genug.
Vielleicht stellst du beim Lesen des Mail-Interviews fest, dass du an einer Stelle gern noch mal nachhaken würdest. Und das ist dann oft nicht möglich oder lästig. Außerdem kommst du manchmal auch erst während des Gesprächs auf einen interessanten Nebenaspekt, der für deine Leser Gold wert sein kann.
Bei schriftlichen Interviews läufst du Gefahr, dass der Interviewpartner die Antworten per copy and paste einfügt – Stichwort: double content. Du möchtest deinen Lesern auf deinem Blog ja etwas Einzigartiges bieten und nicht einfach etwas nachplappern (lassen), was schon an anderer Stelle zu finden ist. Natürlich kann man das Rad nicht neu erfinden, aber du solltest daran interessiert sein, echten Erkenntnisgewinn zu bieten.
Mein Rat lautet also: Führe Interviews immer mündlich. Wenn ein persönliches Interview nicht möglich ist, solltet ihr per Skype kommunizieren. Das hat den Vorteil, dass du zumindest die Körpersprache des anderen lesen kannst. Mehr dazu findest du in meinem Video-Interview mit Medientrainer Markus Tirok über die Bedeutung der Körpersprache im Interview. Und wenn es nicht anders geht, notfalls auch am Telefon.
Tipp 5: Wärme deinen Interviewpartner mit Small Talk auf
Je entspannter dein Gegenüber ist, desto lockerer wird auch euer Gespräch. Und du kannst ihm dabei helfen, sich wohl zu fühlen – zum Beispiel, indem du ihn mit Small Talk – und sei es über das Wetter – „aufwärmst“.
Tipp 6: Nutze die kostbare Interviewzeit gut!
Wenn es dann aber ans Eingemachte geht, verschwende keine Sekunde deiner kostbaren Interviewzeit. Du hast die Chance, originellen Content zu produzieren, also nutze sie! Frage deinem Gegenüber Löcher in den Bauch. Dein Ziel sollte dabei sein, den Experten zu erstaunen – um ihm dadurch erstaunliche Antworten für deine Leser zu entlocken. Frage also nichts, was du auch selbst herausfinden kannst.
Wenn du deine Fragen stellst, halte immer im Hinterkopf, für wen du dieses Gespräch führst. Dein Gegenüber gerät ins Schwafeln oder geht zu sehr ins Detail, sodass jemand, der nicht genauso drin ist im Thema, nicht mehr mitkommt? Sorge dafür, dass er wieder auf den Punkt beziehungsweise auf deine Frage zurückkommt. Denn dein ureigenes Ziel ist es ja nicht, dem Experten eine Plattform zur Selbstdarstellung zu bieten, sondern einen Mehrwert für deine Leser zu schaffen. Damit sie dir und deinem Blog treu bleiben.
Fazit
Wenn du demnächst über der Themenplanung für deinen Blog sitzt, denke daran, welche Chancen ein Interview mit sich bringt. Wie dein Gespräch ein Erfolg wird, habe ich dir hier gezeigt.
Hast du schon mal ein Interview für deinen Blog geführt? Welche Erfahrungen hast du dabei gemacht? Ich freue mich über Kommentare!
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Ulrike Bremm führt seit 20 Jahren Interviews mit Prominenten auf frau-bremm-schreibt.de. Auf frau-bremm-interviewt.de bloggt die freie Journalistin und Online-Redakteurin rund ums Thema Interview. Du findest Ulrike auch auf Facebook und bei Xing.
Wenn man das Interview schriftlich macht, dann nicht alle Fragen auf einmal schicken, sondern in Häppchen. So kann man auf die Antworten eingehen. Das macht das Interview lebendiger.
Hi Johannes,
das halte ich für schwierig, weil das Zeit kostet. Wenn ich mir vorstelle, dass mir jemand seine Interviewfragen nur Stückweise schickt, dann nimmt mir das Kapazitäten. Besser währe es m.E. dass man vielleicht einen längeren Zeitraum für Antworten einplant.
Viele Grüße Daniela
Yes, this is top! Genau meine Erfahrung und noch dazu super-spannend, weil man so viele tolle Leute dabei kennen lernt. Ich hatte mir die Zeitschrift Interviews gekauft und gedacht – Mensch, das möchte ich auch im Blog machen und erfahre jetzt, was für einen tollen Nebeneffekt das hat. Gerade aktuell ist ein neues Interview online und ich bin so happy damit. Danke für den schönen Beitrag!
Danke dir für deinen herzlichen und netten Kommentar! Ich freue mich, dass dir der Beitrag gefällt und ich hoffe, du kannst noch einiges für dich rausziehen!
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