„Ich fühle mich unwohl, mein Gesicht in die Kamera zu halten und mich in Social Media zu zeigen.“ Diese Aussage habe ich sowohl von Kunden als auch von Kollegen und Kolleginnen schon oft gehört. Vielleicht trifft das auch auf dich zu?
Dieser Text soll dabei helfen, deine eigene Entscheidung zu treffen, in wie weit du dich zeigen willst. Ich gebe dir ein paar Einblicke in mein Tun und Tipps, wie du dich in sozialen Netzwerken zeigen könntest. Was du nicht bekommst, ist eine Anleitung. Wie viel du von dir zeigen möchtest, entscheidest du.
Vielen Menschen fällt es schwer, sich in sozialen Netzwerken zu präsentieren. Obwohl es für Ihren Arbeitgeber beziehungsweise ihre Aufgabe nicht nur wichtig, sondern auch nötig wäre. Das betrifft Corporate Influencer ebenso wie Selbständige, die ihre Marke auf- und ausbauen wollen. Viele haben Angst, im Netz angreifbar zu werden, wenn sie etwas von sich preisgeben. Andere haben per se eine zurückhaltende Persönlichkeit und möchten aus diesem Grund nicht aktiv wahrgenommen werden. Die Gratwanderung zwischen persönlich und privat online präsent zu sein ist schmal.
Die Fragen, die sich für viele stellen, lauten beispielsweise: Wie viel zeige ich im Netz von mir? Was ist interessant für andere? Was ist mir persönlich zu viel?
Privat ist intim
In der heutigen Zeit sind sehr viele Menschen beruflich auf das Internet und soziale Netzwerke angewiesen. Gehen wir davon aus, dass du für dein Unternehmen dort sichtbar bist oder als Soloselbständige*r die Möglichkeiten für deine Arbeit nutzt. Das bedeutet zum Beispiel in den Bereichen Marketing, PR, Kundenansprache und -generierung etc. Dabei unsichtbar zu bleiben, ist eher hinderlich, wenn du deine Marke und deine Arbeit beziehungsweise dein Angebot bekannter machen willst.
Wenn ich mich als Daniela Sprung oder bloggerabc im Netz zeige, dann tue ich dies meistens beruflich. Auf Instagram zeige ich mehr von meinem Privatleben als auf Twitter. Dort können meinen Follower*innen sehen, dass ich morgens mit meinem Hund in der Natur unterwegs bin oder wie er schläft. Also alles sehr unkritisch.
Auf meiner Facebookseite wirst du bis auf ein paar Einblicke in meine Wohnungseinrichtung während meiner Live-Videos nichts Privates finden.
Wenn du auf Twitter meine Tweets liest, die ich verfasse oder teile, erfährst du welchen Humor ich mag und zu welchen Themen ich mich engagiere. Du wirst aber weder Inhalte zu meinen Hobbys finden noch zu meiner Wohnungseinrichtung oder wohin ich in den Urlaub fahre. Twitter nutze ich beruflich, um mich zu informieren und neue Impulse zu bekommen.
Auf LinkedIn bin ich ausschließlich mit beruflichen Themen unterwegs und tausche mich dort entsprechend aus. Lustige Tweets, Einblicke aus meiner Wohnung oder Fachbuchempfehlungen finden dort nicht statt.
Jeder Kanal hat seine eigene Dynamik, inhaltliche Themen und Funktionsweisen, die ich nutze, um mich sichtbar zu machen und meine Marke zu stärken.
Marke stärken heißt nicht sich nackig zu machen
Gala, Bunte und Co. verkaufen sich so gut, weil sie Einblicke in den Alltag und die Lebensräume von Stars und Sternchen geben. Vieles verletzt die Privatsphäre dieser Menschen und wird gerne mit dem Hinweis „exklusiv“ auf dem Cover oder in der Online-Headline verkauft. Manches wird auch bewusst zusammen inszeniert, wie beispielsweise Homestories oder exklusive Aufnahmen von Hochzeiten. All das, was Otto-Normalverbraucher sonst nicht zu Gesicht bekommt, lässt sich gut verkaufen.
Genauso funktionieren die kontrollierten Veröffentlichungen aus deinem Beruf- und Privatleben. Während du dir vielleicht denkst „Wen interessiert denn, ob ich gerade am Meer bin?“ oder „Warum sollte jemand sehen wollen, wie ich eine Website baue oder einen Workshop vorbereite?“, dann gehst du von dir persönlich aus. Dicker Denkfehler!
Wie schon beim Bloggen gilt: Nicht das, was dich interessiert, ist relevant, sondern das, was deine Leser*innen wollen. Im Fall von sozialen Netzwerken sind dies deine Fans und Follower.
Und ab hier wird es einfach: Du entscheidest, welche Einblicke du gibst, deine Fans und Follower müssen nehmen, was sie kriegen können. Wichtig ist, dass du dich immer fragst, welche Einblicke bei den Betrachtern deiner Bilder, Stories und Posts hängenbleiben, denn Stories sind nur 15 Sekunden lang und Bilder beziehungsweise Posts geben nur einen Einblick in dein Leben. Nichts davon bildet deine 24 Stunden, sieben Tage die Woche ab.
Wenn du also regelmäßig nur Wanderungen, Spaziergänge und deinen Morgenkaffee veröffentlichst, dann nehmen die Menschen vor dem Bildschirm und Smartphone wahr, dass du vielleicht naturverbunden bist und Kaffee magst. Mehr nicht. Niemand weiß, wie dein*e Partner*in oder deine Wohnungseinrichtung aussieht oder ob dein Schlafzimmer aufgeräumt ist. Und niemand weiß, wie du arbeitest, wofür du stehst und was dein Angebot ist.
Berufliche Einblicke hinter die Kulissen stärken deine Marke
Die Mischung macht’s! Verbindest du deine Postings aus deinem Urlaub verstärkt mit deiner beruflichen Tätigkeit und setzt darauf deinen Schwerpunkt, dann fängst du an, Marketing für dich zu machen. Folgende Veröffentlichungen auf Facebook oder Instagram, die einen Einblick geben, aber nicht privat sind, können dafür interessant sein.
- Story oder Foto aus dem Zug etc.
- vom Bahnsteig, gerne mit Filtern, die dynamischer sind wie Flammen etc.
- auf dem Weg zum Kunden, der Weiterbildungslocation, zur Veranstaltung, einem Seminar etc.
- aus deinem Büro, Arbeitszimmer oder deinem Arbeitsplatz, das kann auch das Sofa, der Liegestuhl, der Küchentisch oder tatsächlich der Blick aus deinem Schlafzimmerfenster oder auf deine Bedecke sein. Wichtig ist, dass deine Bilder dein Leben widerspiegeln. Natürlich kannst du alles inszenieren, viele Influencer auf Instagram zeigen das in Perfektion. Die Frage ist dann, wie glaubwürdig du noch bist?
- Ergebnisse deiner Arbeit. Bei mir sind es häufig Einblicke in Blogartikel, die ich gerade schreibe, oder die Entstehung meines Newsletters.
Kombiniere solche Postings mit Hashtags aus dem Bereich Arbeit oder Reisen: #work, #ontheway, #workshop, #lovemyclients und so weiter. Nutze auch Musik, wenn du die Funktion bei Instagram hast, und/oder Gifs.
Falls du meine Postingvorschläge für banal hältst, dann hast du absolut recht! Ich kann ich dir aus eigener Erfahrung sagen, dass ich von außen immer wieder die Rückmeldung bekomme, dass ich als beschäftigt, immer unter Strom und mit hoher Reichweite wahrgenommen werden.
Instagram, Facebook & Co. sind Momentaufnahmen. Viele Momentaufnahmen können eine ganze Geschichte erzählen. Wie diese in der Wahrnehmung von anderen aufgenommen wird, kannst du nicht bestimmen. Du kannst aber deine Momentaufnahmen lenken und eine Geschichte erzählen, von der du möchtest, dass sie wahrgenommen wird.
Ein Beispiel: Britta Behrens ist eine Corporate Influencerin und auf LinkedIn sehr aktiv. Ich schätze sie sehr, weil sie eine Haltung hat und diese auch nach außen trägt. Zudem habe ich sie bisher online als jemanden kennengelernt, der einen wertschätzenden Austausch pflegt. Anfang 2020 übernahm sie eine neue Stelle bei HRS, nachdem sie bei Piwik gekündigt hatte, wo sie lange beschäftigt war. Nun hat sie erneut gekündigt, nach 6 Monaten, und begründet ihren Schritt in einem sehr offenen und empathischen Artikel. Auch das bedeutet, in den sozialen Medien sichtbar zu sein. Sie hat etwas Persönliches öffentlich gemacht, allerdings ohne privat zu werden.
Wer wie ich Britta folgt und ihr Tun beobachtet, lernt sie als eine Person kennen, die Entscheidungen trifft. Dazu kommt ihr Engagement in Kommentaren zu verschiedenen Diskussionsthemen. Arbeitgeber, die an Britta interessiert sind oder mit denen sie irgendwann mal in Kontakt kommt, bekommen hier ein erstes Bild. Eine Frau, die in der Lage ist, sich zu artikulieren, Diskussionen zu leiten, die präsent ist, ein Netzwerk hat und eine Personenmarke darstellt. Besonders die Punkte Personenmarke und Netzwerk können für zukünftige Arbeitgeber interessante Aspekte sein. Unter Umständen kommen so mögliche Kundenkontakte für den potenziellen Arbeitgeber zustande.
Genau das kann für dich auch interessant sein und wenn du selbständig bist, dann ersetzte das Wort Arbeitgeber durch Auftraggeber. Das Ergebnis ist das gleiche.
Die Auseinandersetzung mit dem beruflichen Tun in der Öffentlichkeit, gepaart mit einigen beruflichen Einblicken aus dem Privatleben, sorgen für interessante Eindrücke aus deinem Leben. Gleichzeitig stärkst du damit deine Marke und betreibst für dich ein effektives Marketing.
Persönliches muss nicht privat sein
Wenn du gerne mehr Privates von dir zeigen möchtest, dir aber unsicher bist, was die Menschen interessieren könnte, dann frag sie einfach. Auf Instagram hast du mit dem Fragesticker die Möglichkeit, das allgemeine Interesse abzuklopfen. Du kannst auch ein Q&A veranstalten oder veröffentlichst 10 Fakten über deine Person, die deine Follower*innen und Fans noch nicht kennen. Das könnten Informationen sein wie:
- Lieblingsurlaubsland
- Geschwisterzahl oder Einzelkind
- Lieblingshobby
- Lieblingsfarbe
- Lieblingstier
- Welcher Superheld du gerne wärst und warum
- Lieblingsbuch
- Größtes Laster
- Schönster Moment
- Dein größter Spleen/Macke
- Eine Persönlichkeit, die du gerne mal treffen würdest und warum
- Einen Wunsch, den du schon lange hast
- Ein Abenteuer, das du gerne mal erleben würdest
- Einen großen Erfolg, den du erlebt hast
- Eine Schwäche, die du hast (die nach Schokolade ist ein alter Hut ; ) )
- Eine Stärke, die dich auszeichnet und die du wichtig findest
- Ein Talent, das du hast (1 Minute, die Luft anhalten oder 3-Minuten-Planken)
- Dein schönstes Urlaubserlebnis
- Dein Lieblingsessen
- Ein Spruch, der für dich eine Bedeutung hat
All dies sind Informationen, die etwas über dich verraten, aber so harmlos sind, wie die Freundesbücher aus den 1990ern.
Wie schon eingangs beschrieben, bestimmst du, was du preisgibst. Du kannst deinen ganzen Tag mit der Kamera, Tweets und Artikeln begleiten. Oder du suchst dir kleine Passagen raus und erzählst, was du machst und magst. Jeden Tag ein bisschen: Ein Post oder 1 bis 5 kleine Stories oder kurze Teilnahme an Diskussionen.
Claus Kleber ist auch nicht jeden Tag auf Sendung und dennoch kennst du den Nachrichtenmoderator. Zugegeben, seine Zielgruppe ist meistens um 20 Uhr vor seinem Leitmedium, aber ähnlich funktioniert das für dich und deine Zielgruppen auch.
Persönlich versus Privat: Fazit
Persönlich zu sein heißt nicht privat zu sein und umgekehrt. Es kommt auf die Einblicke an und auf deine persönlichen Grenzen. Die einen bilden mehr die Kategorie Rampensau, andere sind eher zurückhaltend. Beides ist in Ordnung und mit beiden Wesenszügen ist es möglich, sich in den sozialen Netzwerken sichtbar und präsent zu machen. Ein Bild von dir mit einem Getränk bedeutet noch nicht, dass du zeigst, mit wem du deine Nächte verbringst. Solltest du aber über Wochen immer wieder Bilder mit dir und alkoholischen Getränken veröffentlichen, könnte es ein, dass der Eindruck entsteht, dass du ein Problem hast. Egal, ob du nur begeistert die Gläser bewunderst oder dich das Farbenspiel fasziniert. Die Menschen, die deine Veröffentlichungen sehen, kennen den Kontext nicht und werden sich eine Meinung bilden. Darum achte darauf, was du in welcher Häufigkeit in welchem Kontext zeigst. Das ist im Grunde die einzige Regel.
Wie privat bist du in sozialen Netzwerken unterwegs? Schreib mir deine Meinung und deine Erfahrungen in die Kommentare!
Danke Daniela, du zeigst so viele Aspekte auf. Einen Teil praktiziere ich, aber du hast mich deutlich fokussiert.