Egal ob Blogger oder Online-Redakteur: Du stehst ständig unter dem Druck, laufend neue bzw. gut aufbereitete Inhalte liefern zu müssen. Aber musst du das wirklich? Gibt es nicht auch andere Wege, um deine Leser weiterhin zu begeistern und neue dazu zu gewinnen?
Ja, diese Wege gibt es und einer ist: Content-Recycling! Mit den folgenden Tipps und Tricks zeige ich dir, wie du bereits erschienene Blog-Beiträge nutzen und alte Inhalte effizient weiterverwenden kannst. Damit gewinnst du neue Leser und erhöhst deine Reichweite!
Sinn und Zweck von Content-Recycling
Themen fallen einem nicht einfach in den Schoß. Umso besser, dass du mit dem Recycling deiner Inhalte eine gute Methode hast, um praktisch neuen Content zu erstellen. Und zwar, indem bestehende Inhalte aufgefrischt oder aktualisiert werden.
Das heißt aber nicht, dass man alte Inhalte wieder identisch auf allen Kanälen veröffentlicht. Viel besser ist es, die Kanäle entsprechend der neuen Informationen gut auszuwählen. Denn nicht jede Neuerung eignet sich für jedes Netzwerk.
Natürlich stellt sich an dieser Stelle unweigerlich die Frage: Langweilen sich die Leser nicht, wenn ich ihnen „alte“ Inhalte im neuen Gewand präsentiere?
Ich verzichte aber an diesem Punkt bewusst auf eine klare Antwort. Denn Inhalte neu zu verpacken oder sie sozusagen zu „recyceln“ wird vielleicht die Erinnerung der Leser an den ursprünglichen Artikel aktivieren und ihr Wissen festigen, aber nicht unbedingt für einen großen Aufschrei sorgen. Außerdem können neue Leser zunächst nicht beurteilen, ob es sich bei dem Blog-Beitrag um alten Content handelt oder nicht.
Im Laufe eines Blogger-Daseins baut man fundiertes Wissen auf und man entwickelt seinen eigenen Schreibstil. Diese ständige Weiterentwicklung bedeutet aber auch, dass niemals derselbe Content produziert werden kann. Das heißt, du kannst ohne Bedenken auf alte Beiträge zurückgreifen, weil
- sich in deiner Nische oder Branche bereits ein neuer Aspekt zu dem Thema etabliert hat, zu dem du Stellung nehmen kannst,
- oder deine eigene Meinung oder Erfahrung bzgl. der Thematik sich so sehr geändert hat, dass du etwas Neues dazu beitragen kannst.
- Dazu kommt: Auch die Ansprüche, Probleme und Fragen einer Zielgruppe ändern sich ständig. Lösungen verfallen also genauso schnell und damit benötigen Probleme immer wieder aktuelle Alternativ-Vorschläge. Hier ist deine Chance, den alten Faden aufzugreifen und neu zu spinnen.
„Dadurch, dass sich Themen, Ansprüche der Zielgruppe – aber auch der persönliche Schreibstil ändern – ist Content-Recycling eine sinnvolle Methode, um bestehenden Inhalten eine neue Perspektive zu verleihen.“
Vorteile von Content-Recycling
Die Content-Recycling-Methode bietet zahlreiche Vorteile, die dir das Blogger-Leben erleichtern können. Beispielsweise:
- Wiederbelebter Content kann das Wissen deiner bestehenden Leser festigen.
- Treue Leser werden aus einer neuen Richtung an das Thema herangeführt.
- Neue Leser kennen die vorhandenen Inhalte noch nicht gut genug und lesen so die aktuellste und bestmögliche Version.
- Durch die Aktualisierung alter Inhalte stellst du deine Entwicklung als Blogger und Vertreter deiner Nische dar. Damit schärfst du automatisch dein Profil und hebst dich von der Konkurrenz ab.
- Das wiederholte Nutzen derselben Keywords kann dazu führen mehr Traffic zu erhalten. Wohlgemerkt KANN, nicht WIRD.
Bevor du aber mit dem Recycling deiner Inhalte loslegst, solltest du folgende Aspekte/Punkte berücksichtigen:
- Beim „erneuten“ Teilen der Inhalte solltest du nicht bewusst den Anschein erwecken, dass es sich um neuen Content handelt.
- Sollten die Inhalte auf unterschiedlichen Kanälen erneut geteilt werden, lohnt es sich, bewusst mit den Uhrzeiten der Veröffentlichung sowie mit der Gestaltung des geteilten Inhalts zu experimentieren.
- Die Wirkung des mehrfachen Teilens sollte gut beobachtet werden. Falls recycelte Inhalte nicht gut ankommen, kann zeitnah auf negative Reaktionen reagiert werden.
- Content-Recycling sollte immer im Interesse des Lesers geschehen: D.h. der Leser sollte einen möglichst großen Nutzen haben.
- Die Grenze zwischen sinnvoll recyceltem Content und Spam ist fließend. Umso wichtiger, dass man ggf. auf seine Intuition hört und vielleicht den einen oder anderen Content nicht wiederverwertet.
Content-Recycling-Methoden
Die Repurposing-Matrix
Bei Content-Recycling stellt sich generell die Frage, ob sich die Wiederverwertung von Inhalten auch systematisch anwenden lässt, ob die Aufbereitung ein reines Zufallsprodukt oder sogar nur ein Notfallprodukt ist.
„Wenn bei Dir oft die wir-brauchen-mal-wieder-etwas-für-KanalXY-Situation auftritt, ist das ein ziemlich solides Anzeichen dafür, dass die Content-Strategie nicht stimmt / nicht vorhanden ist!“
– Maël Roth
Karan Sharma von Linkbird entwickelte einen Planungsprozess, der dabei helfen soll, Content-Recycling einfacher darzustellen und zu optimieren. Um die Matrix verwenden zu können, braucht man einen guten Überblick über die verschiedenen Formate sowie Kreativität, um bestehenden Inhalten neues Leben einzuhauchen.
Fazit: Die Matrix bietet sich für Blogger an, die bereits strukturiert arbeiten. Wer mit Leichtigkeit seinen Redaktionsplan für die nächsten Monate füllt und gerne den Überblick behalten möchte, dem bietet diese Lösung einen systematischen Ansatz, der das Content-Recycling erleichtern könnte.
Das Lego-Prinzip
Lange Inhalte können aber auch in mehrere Blog-Posts aufgeteilt werden, beispielsweise als Serie. [Anmerkung: Ein gutes Beispiel hierfür sind meine Beiträge zum Thema SEO hier auf bloggerabc].
In den einzelnen Artikeln könnte man dann den gesamten Beitrag als Download für die Leser anbieten, die an einem sog. Long-Read interessiert sind. Es spricht aber auch nichts dagegen, weitere Formate zu nutzen, um die Content-Häppchen mundgerecht zu verteilen.
Um die bestmögliche Wirkung aus dieser Streuung herauszuholen, lohnt es sich, beim Bewerben der Inhalte auf den Social-Media-Kanälen mit noch kleineren Bausteinen zu arbeiten: Dies können Zitate oder Fakten sein, die zielgruppengerecht aufbereitet sind. Diese Form des Content-Recyclings tritt am häufigsten auf: Ein langer Blog-Beitrag wird in einzelne Artikel geteilt, die dann in noch viel kleineren Formaten verteilt werden.
Andersherum geht es aber auch: Einzelne Blog-Beiträge lassen sich zu neuen Artikeln zusammensetzen oder auch mit neuen Ideen bzw. Aspekten erweitern.
Der Vorteil dieser Variante: Die interne Linkstruktur wird verbessert, wenn auf die einzelnen Bausteine entsprechend verlinkt wird. Überraschenderweise kann man diese Methode auch schon im Mikro-Bereich einsetzen. Zum Beispiel, indem eine Sammlung von Zitaten, Fakten, Statistiken, Tipps oder Best-Practices zu neuen Beiträgen, Infografiken, eBooks oder SlideShares zusammengebaut werden. Deswegen nennt man diese Methode auch gerne das „Lego-Prinzip“.
Fazit für den Content-Recycling Anfänger
Wer nicht die Zeit oder das Geld hat in zahlreiche Content-Formate zu investieren, kann das Lego-Prinzip anwenden, um bereits aus seinem Mikro-Content das bestmögliche herauszuholen. Und das ohne großen Aufwand.
Das Pareto-Prinzip und die Lean-Content-Strategien
Was zunächst wie eine Krankheit klingt, wird auch die 80/20 Regel genannt: 80 Prozent der Ergebnisse können mit nur 20 Prozent des Gesamtaufwandes erreicht werden. Beim Bloggen wären die 80 Prozent die Inhalte, die man erstellt. Diese können also mit nur 20 Prozent der gesamten Erstellungszeit geschrieben werden.
Um das Pareto-Prinzip für das Content-Recycling zu nutzen, benötigt man laut Robert Weller aber noch eine weitere Strategie. Nämlich:
„Machen, messen, lernen.“ - Eric Ries
Dieser Ansatz wird gerne im Content-Marketing verwendet, da nur wenig Zeit für Planung und Konzeption erforderlich sind:
- Man produziert (macht) Inhalte,
- man bestimmt den Erfolg anhand von Messdaten (Traffic, Besuchsdauer, Interaktion usw.).
- und leitet aus der Erfahrung Verbesserungsvorschläge ab.
Fazit für Blogger-Strategen:
Bei der Kombination von Pareto-Prinzip und der Lean-Content-Strategie handelt es sich mehr um Rahmenbedingungen für erfolgreiches Content-Recycling und weniger um eine Methode, die sich 1 zu 1 umsetzen lässt. Deswegen glaube ich, dass sich dieses Prinzip besonders für Blogger eignet, die im Moment ihre Strategie überdenken oder optimieren möchten.
Content-Recycling dient hier eher als Grundvoraussetzung: Ohne vorhandene Content-Bausteine ist es nicht möglich, unter Zeitdruck mit 20 Prozent des eigentlichen Gesamtaufwandes 80 Prozent der Ergebnisse zu erzielen. 😉
Content-Recycling Tipps & Tricks
Den geeigneten Beitrag für Content-Recycling finden
Nicht jeder Blog-Beitrag wird sich für eine Wiederaufbereitung eignen. Umso wichtiger ist die Recherche nach dem geeigneten Inhalt. Dabei ist die gesuchte Eigenschaft eigentlich gleichzeitig am nächstliegenden. Nämlich deine „Dauerbrenner“ oder auch „Evergreen Content“ genannt.
„Dauerbrenner“-Themen zeichnen sich aus durch:
- D.h. sie können unabhängig von aktuellen Geschehnissen oder saisonalen Gegebenheiten veröffentlicht und immer wieder genutzt werden.
- Hohe Qualität. D.h. Beiträge überzeugen aufgrund ihrer textuellen sowie inhaltlichen Qualität und heben sich so von anderen Inhalten ab.
How-To: „Dauerbrenner“-Inhalte finden
Um herauszufinden, welcher deiner Inhalte „Dauerbrenner“-Potenzial hat, ist eine Analyse deiner Webseite und Inhalte notwendig.
- Überprüfe, welche Beiträge im letzten Monat und im letzten Jahr am erfolgreichsten waren.
- Vergleiche dabei auch die Monate oder auch die Jahre miteinander, um einen Überblick zu gewinnen.
- Berücksichtige nun bei deiner engeren Auswahl, welche Inhalte sich für eine Wiederaufbereitung eignen. Gibt es einen aktuellen Bezug? Gibt es neues Wissen, dass du zu dem Thema beitragen kannst?
Die besten Content-Formate fürs Content-Recycling
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, Inhalte mit neuen Formaten aufzuwerten. Du musst sich nur für das sinnvollste und für die Zielgruppe relevanteste Format entscheiden. Das können sein:
- Präsentation für Slideshare, die einen Call-To-Action zur Webseite bzw. zum Beitrag enthält.
- Bilder mit Zitaten, Fakten oder einer Headline, die mit einem Link zum Beitrag auf diversen Social-Media-Kanälen verteilt wird.
- eBooks oder WhitePaper, die als Longreads mit einem schicken Layout versehen und als zusätzlicher Content zum Download bereitstehen.
- Infografiken, die die wichtigsten Fakten, Statistiken oder Aussagen eines Beitrags visuell aufbereiten.
- usw.
Ideen für weitere Formate bieten dir folgende Infografik:
Content-Recycling ist zwar ein komplexes Thema, aber die Methode kann sich für dich lohnen, wenn du die richtigen Content-Bausteine für die Umsetzung zur Verfügung hast.
Und jetzt würde ich gerne wissen, wie du mit deinen bereits veröffentlichten Beiträgen umgehst? Arbeitest du sie noch einmal auf, lässt du sie wie sie sind oder was ist deine Strategie? Schreib es mir in die Kommentare!
Sehr interessanter Artikel. Lieben Dank.
Gerne, danke für dein Feedback.
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