Wie Google & KI Blogs gefährden – und was du tun kannst

Ein Finger drückt auf etwas und darum sind elektrische Zeichen, wie von einer KI.

„Blogs sind tot“. Diesen Satz hört man aktuell wieder häufiger – auf LinkedIn, in Diskussionen über Content-Marketing oder auch mir gegenüber. Seit 2024 scheint der Satz eine neue Relevanz zu bekommen, denn Blogs erleben spürbare Veränderungen im Suchmaschinenranking.

Ein Beispiel ist HubSpot, eines der weltweit größten B2B-Blogs verlor laut Search Engine Land im November 2024 rund 5 Millionen täglicher Besucher. Der monatliche organische Traffic fiel von 13 auf etwa 8 Millionen – ein drastischer Einbruch, der verdeutlicht, wie stark sich Googles Ranking verändert.

Was große Blogs wie HubSpot betrifft, wirkt sich oft noch stärker auf kleinere Blogs aus. Gerade Nischenblogs ohne Redaktion oder eigenes SEO-Team tun sich schwer, ihre Sichtbarkeit zu halten – insbesondere, wenn sie stark auf organischen Traffic angewiesen sind.

Doch woran liegen diese Veränderungen und welche Rolle spielt Google?

SEO verändert sich durch KI

Google ist Monopolist unter den Suchmaschinen – sowohl national als auch international. Diese Stellung nutzt Google, um über regelmäßige Algorithmus-Updates zu steuern, welche Inhalte sichtbar sind – und welche nicht.

Dafür analysiert das Unternehmen stetig das Nutzerverhalten und passt seinen Algorithmen darauf an. Wer online sichtbar bleiben will, muss sich diesen Änderungen anpassen, denn die Updates bei Google haben Einfluss darauf, wie und ob die Inhalte in den Suchergebnissen auftauchen

Das ist nichts Neues. Doch in den vergangenen Jahren und besonders 2024 hat sich in der Suchmaschinenoptimierung (SEO) einiges verändert. Ein zentrales Update war das Google Helpful Content Update.

Damit verfolgte Google das Ziel, hilfreiche, gut geschriebene Inhalte, die von Menschen für Menschen erstellt wurden, besser zu bewerten und entsprechend höher zu ranken. Content, der hauptsächlich für die Suchmaschinen produziert und optimiert wurde, rutschte im Ranking deutlich ab.

Doch das war nicht alles. Google hat in den letzten Jahren intensiv an KI-Technologien gearbeitet und vor einiger Zeit seinen AI Overview ausgerollt.

AI Overview ist eine Weiterentwicklung der Google-Suche. Mithilfe künstlicher Intelligenz werden relevante Informationen aus Websites gefiltert und als direkte Antworten auf Suchanfragen angezeigt – und zwar noch VOR den eigentlichen Suchergebnissen. Das klingt nutzerfreundlich, hat aber gravierende Folgen für Websites und Blogs.

Wenn die User ihre Antwort bereits oberhalb der Suchergebnisse angezeigt bekommen, werden sie voraussichtlich nicht auf die darunter angezeigten Suchergebnisse klicken. Dadurch sinkt die Klickrate und damit der Traffic auf Websites und Blogs.

Die gute Nachricht ist, dass Blogs mit Meinungs- und Erfahrungsberichten von AI Overviews weniger betroffen sind als Seiten mit reinem SEO-Content. Semrush hat 200.000 Suchanfragen analysiert, um die Auswirkungen von AI Overviews zu untersuchen. Das Ergebnis: AI Overviews erscheinen häufiger bei längeren Suchanfragen mit geringem Suchvolumen.

Das bedeutet, wenn jemand eine sehr lange und damit spezifische Frage stellt, werden häufig direkte Antworten geliefert. Google will schnell eine klare Antwort liefern, damit die Leute nicht lange suchen müssen.

Ein Beispiel: KI-Übersichten erscheinen häufiger bei erklärungsbedürftigen Fragen wie „Sind Laufschuhe mit Dämpfung besser?“.

Das sind Inhalte, die schnell beantwortet werden können, ohne dass lange durch die Suchergebnisse gescrollt werden muss. Seiten, die solche klar zu beantwortenden Fakten liefern, verlieren entsprechend oft an Sichtbarkeit.

Anders sieht es bei Blogs mit Meinungs- und Erfahrungsberichten aus: Solche Inhalte können von einer KI weniger gut übernommen und angezeigt werden. Sie sind zu individuell und bleiben für die Google Suche (noch) relevant.

🤖 Inhalte, die KI gut übernehmen kann

  • Kurze, klar beantwortbare Fragen
    z. B.: „Sind Laufschuhe mit Dämpfung besser?“
  • Produktvergleiche mit eindeutigen Kriterien
    z. B.: „Was ist der Unterschied zwischen X und Y?“
  • FAQ-ähnliche Inhalte ohne persönliche Perspektive
    z. B.: „Wie funktioniert ein VPN?“

🧠 Inhalte, die KI schwer übernehmen kann

  • Persönliche Erfahrungsberichte
    z. B.: „Wie ich nach einer Verletzung wieder ins Laufen kam“
  • Meinungsstarke Beiträge
    z. B.: „Warum ich keine Dämpfungsschuhe mehr nutze“
  • Kontextbezogene Geschichten
    z. B.: „Was mir beim Marathon in Berlin wirklich geholfen hat“

KI gibt Antworten – aber nicht immer die richtigen

Doch nicht nur AI Overview beeinflusst das Nutzerverhalten im Netz. Auch Sprachmodelle wie ChatGPT haben dazu beigetragen. Die künstliche Intelligenz liefert nicht nur Content in jeglicher Form, sondern auch Antworten auf Fragen. Warum noch googeln, wenn man in Sekunden eine Antwort bekommt?

Das Problem ist, die Ergebnisse und Antworten von ChatGPT & Co. sind nicht immer korrekt. Teilweise sind sie ungenau, manchmal sogar grundlegend falsch – oder sogar gefährlich.

Ein Beispiel: AI Overview von Google empfahl „Steine zu essen“ oder „Kleber auf eine Pizza zu streichen“. Man könnte darüber lachen, wenn es nicht so gefährlich wäre. Die University of California in Berkley zeigt in ihrer Studie What Evidence Do Language Models Find Convincing?, dass aktuelle Sprachmodelle darauf achten, wie relevant eine Website in den Suchmaschinen ist und nicht, ob sie wissenschaftlich fundiert oder neutral formuliert ist.

Hinzu kommt, dass nicht jede KI ihre Quellen angibt. Perplexity hat ihre Quellen von Anfang angezeigt, mittlerweile hat auch ChatGPT nachgezogen – zum Glück. So kann der User wenigstens nachvollziehen, woher die Informationen für die Inhalte stammen und bei Interesse darauf klicken.

Und das ist auch nötig. ChatGPT & Co. nennen nur die ersten vier oder fünf Websites, von denen sie ihre Informationen beziehen, als Verweis auf die Seite. Jede andere Seite, die nicht genannt wird, ist praktisch unsichtbar, wie Callum Bains in seinem Artikel “The chatbot optimisation game: can we trust AI web searches?” schreibt. Für viele Websites bedeutet dies einen Verlust an Sichtbarkeit und Traffic. Wie stark, hängt vom Thema und der Konkurrenz ab.

Das freie Internet gibt es nicht mehr

All das zeigt: Das freie Internet gibt es nicht mehr. Google dominiert die Suchmaschinen, YouTube den Bereich Gratis Video-on-Demand und Meta das Social Media. Vielmehr bleibt nicht übrig. Der Wahlkampf 2024/2025 hat gezeigt, wie sehr Social Media die Meinungsbildung beeinflussen – auch durch gezielte Einmischung von außen. Langfristig ist das eine Gefahr für die Demokratie.

Leider helfen wir alle dabei mit. Unser Nutzerverhalten sorgt dafür, dass die Plattformen und dahinterstehenden Konzerne immer mehr Macht erhalten. Im Grunde haben wir uns unser eigenes Grab geschaffen, weil wir uns freiwillig in diese Abhängigkeit begeben haben. Der Medienwissenschaftler Martin Andree beschreibt das im zdfheute Interview „Big Tech und Demokratie – Ist das Internet noch frei“ sehr deutlich. Er schätzt, dass es 2029 definitiv kein freies Internet mehr existieren wird, wenn wir nicht gegensteuern.

Was lässt sich gegen die Macht der großen Techfirmen tun?

Einiges! Verschiedene Maßnahmen müssen politisch geregelt werden. Das ist längst überfällig. Aber wir können mit unseren Blogs etwas dazu beitragen, dass das Internet frei bleibt. Denn je mehr unabhängige Quellen es im Netz gibt, desto besser für seine Vielfalt und Unabhängigkeit.

Bleibt die Frage: Lohnt sich ein Blog noch, wenn SEO nicht mehr funktioniert?
Ja, auch wenn die Veränderungen aussehen, als ob SEO stirbt. Das ist nicht der Fall. Die Suchmaschinenoptimierung verändert sich gerade massiv. Auch, weil Google sich verändert.

Nicht zuletzt durch die Einstellung von Prabhakar Raghava als Leiter für die Google-Suche und -Anzeigen. Seitdem er das Ressort leitet, wurden die Suchergebnisse schlechter.

“Under Raghavan, Google has become less reliable, less transparent, and is dominated by search engine optimized aggregators, advertising, and outright spam.“ , schreibt Edward Zitron in „The Man Who Killed Google Search“.
Raghavan ist zwischen nicht mehr im Amt, aber der Schaden ist angerichtet. Und wurde weiter ausgebaut.

Zwar ist Google weiterhin die dominierende Suchmaschine auf dem Markt. Aber die Frage ist, wie lange noch. Die Monopolstellung wird sie verlieren.

Im August 2024 entschied ein US-Bundesgericht, dass Google ein illegales Monopol aufgebaut hat – unter anderem durch milliardenschwere Verträge mit Apple – um als voreingestellte Suchmaschinen zu erscheinen. Das US-Justizministerium fordert verschiedene Maßnahmen, darunter die Zerschlagung des Unternehmens.

Das Netzwerk TikTok wird bereits als Suchmaschine genutzt. YouTube ist selbst eine. Plattformen wie Reddit oder Quora liefern ebenfalls direkte Informationen, und KI steht bereit, den Markt neu zu ordnen.

Es ist unübersehbar, dass sich die Regeln für die Suchmaschinenoptimierung geändert haben. Die Frage ist, was du jetzt tun kannst, und dafür habe ich einige Tipps für dich:

1. Nutze KI, aber vorsichtig und gezielt

KI-Tools wie ChatGPT, Perplexity & Co sind nützlich, aber ihre Ergebnisse sind nicht immer korrekt. KI kann (noch) nicht selbstständig denken. Sie braucht Informationen. Die bekommt sie, wenn wir KI einsetzen. Überlege dir, ob du KI für jede einzelne Handlung brauchst, wie z. B. das Beantworten einer E-Mail oder das Erstellen eines Social Media Posts.

2. Nutze alternative Suchmaschinen

DuckDuckGo, Brave oder Ecosia (hier spendet deine Suche sogar Geld und es werden neue Bäume gepflanzt) sind Suchmaschinen, die du als Alternative zu Google nutzen kannst. Auch wenn die Ergebnisse nicht 1:1 mit denen von Google übereinstimmen, lohnt sich das Ausprobieren.

3. EEAT – Experience, Expertise, Authoritativeness, Trustworthiness

Google hat mit dem Helpful Content Update die Spielregeln verändert. Ein zentrales Element davon ist EEAT: Experience, Expertise, Authoritativeness, Trustworthiness – also Erfahrung, Kompetenz, Autorität und Vertrauenswürdigkeit.

Genau hier lag das Problem beim HubSpot-Blog: Die Inhalte waren zwar SEO-optimiert, aber inhaltlich zu seicht. Es fehlte an Tiefe, eigener Meinung und persönlicher Perspektive.

Kurz: Es war Content für die Suchmaschine – aber nicht für Menschen.

Aber genau das will Google und genau hier liegt dein Vorteil für dein Blog:

  • Du schreibst aus Erfahrung.
  • Du hast eigene Perspektiven.
  • Du kannst Haltung zeigen – etwas, das KI so schnell nicht liefern kann.

Nutze KI gern für Ideen oder Struktur – aber die Inhalte müssen von dir kommen. Das ist nicht nur gut für deine Leserinnen und Leser, sondern auch für dein Ranking.

Wie du EEAT konkret für dich nutzen kannst und was das Helpful Content Update im Detail bedeutet, erkläre ich dir genauer in „Helpful Content Update: So wirst du als Autor sichtbarer und relevanter bei Google“.

Eins ist wichtig zu wissen: KI und damit auch AI Overview wird nicht mehr weggehen. Es wird sich weiterentwickeln. Es wäre also fatal, diese Entwicklung auszublenden. Schlauer ist es, beides miteinander zu verbinden!

Hanns Kronenberg schreibt in seinem Artikel „AIO-Optimierung: Wie du Inhalte in Google AI Overviews (KI-Übersicht) sichtbar machst“ zu Recht

Wer für Menschen schreibt, bleibt sympathisch.

Wer für Maschinen denkt, bleibt sichtbar.

Wer beides kann, gewinnt.

An der Stelle lege ich dir den Artikel von Hanns ans Herz. Dort bekommst du eine komplette Einführung und Anleitung in das Thema Sichtbarkeit bei AI Overview.

Fazit: SEO verändert sich und Blogs sind anpassungsfähig

Die Spielregeln der Suchmaschinenoptimierung haben sich verändert und werden sich weiter ändern. Blogs haben weiterhin eine Zukunft, wenn sie das Spiel mitspielen.

Das heißt: Schreibe für deine Leser, mit deinem Wissen, deinen Erfahrungen, deinen Werten. Aber! nutze die Regeln der Sichtbarkeit für KI. Das ist im Grunde nichts anderes, als den bestehenden SEO-Regeln zu befolgen, wie eine sinnvolle Struktur zu erstellen, mit W-Fragen zu arbeiten, Absätze erstellen, Füllworte vermeiden usw.

Blogs bleiben. Sie waren da, als es noch keine KI gab, und sie werden weiter da sein, wenn wir es wollen.

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